Konzert von Sonntag, 9. Januar 2022 im Waldstätterhof Brunnen
von Markus Römer (09.01.22)
Zu Beginn des neuen Jahres konnte man am vergangenen Sonntag im Seehotel Waldstätterhof bereits einen ersten kammermusikalischen Höhepunkt erleben. Die beiden jungen Musiker Mateusz Pawel Kaminski, Violoncello und Susanna Daniela Braun am Flügel begeisterten das Publikum mit ihrem musikalischen und perfekten Zusammenspiel. In der kurzen Begrüssung durch Dr.Markus Riek war zu erfahren, dass das Konzert auch als Dank von Mateusz Pawel Kaminski an die Markant Stiftung gedacht war, die dem jungen Musiker das Spiel auf seinem aus dem 18.Jh. stammenden italienischen Violoncello ermöglichte.
Das Konzert begann mit den sieben Variationen von Ludwig van Beethoven über das Thema «Bei Männern, welche Liebe fühlen», einem Duett von Papageno und Papagena aus der Zauberflöte Mozarts. Variationen über Opernmelodien waren damals bis ins späte 19.Jh. sehr verbreitet, Beethoven hat vier Variationszyklen über Themen von Mozart geschrieben, davon zwei aus der Zauberflöte. Schon in der Interpretation dieses Werkes verstanden es die Musiker durch feinfühlige Dynamik den kontrastierenden Sätzen gerecht zu werden. Einen Hauch von Melancholie war vor allem im äusserst subtil von Susanna Daniela Braun gespielten Klavierpart der moll Variation und der mit singendem Gestus von Mateusz Kaminski gespielten Adagio Variation zu hören, hat doch Beethoven den Variationenzyklus ein Jahr vor seinem Heiligenstädter Testament mit seiner Verzweiflung über den zunehmenden Hörverlust geschrieben.
Der Höhepunkt des Abends war Fryderyk Chopins Violoncello Sonate aus dem Jahr 1846, die letzte Komposition Chopins die er mit einer Opuszahl versehen hat. Chopin selbst hat mit seiner Komposition arg gekämpft, 200 lose Skizzenblätter sind von diesem Werk überliefert und bei der Uraufführung in Paris 1848 liess er auf Anraten seiner Freunde sogar den ersten Satz weg. Tatsächlich ist der erste Satz nicht ganz leicht zu durchschauen obwohl die kurzen, leisen, lyrischen Einschübe des Klaviers die formale Gliederung leichter erkennen lassen. Trotzdem ist eine spätere Kritik dieses Werkes heute nicht mehr zu begreifen: «ein unendliches Gestrüpp mit hie und da verstreuten kleinen Blumen». Von den beiden Künstlern wurde dieser Satz mit wundervoller Dynamik gespielt, einmal zart und liedhaft, dann wieder mit treibender Kraft zu einem dramatischen Höhepunkt führend, wobei beide Instrumente perfekt harmonierten. Im zweiten Satz, dem Scherzo gelang es den Interpreten perfekt, den Gegensatz zwischen dem Ecksätzen und dem Trio plastisch hervorzuheben: Kräftig stampfender erster und letzter Teil und ein vom Cello gesungenen «Lied ohne Worte». Ebenso tief empfunden spielten die beiden Musiker den Adagio Satz. Den Schluss bildete ein furioser, virtuoser Allegro Satz im Rhythmus des süditalienischen Tanzes, der Tarantella, bei dem trotz rasantem Tempo am Ende noch eine Stretta möglich war.
Virtuosität konnten die beiden Interpreten/-innen auch im letzten Programmteil zeigen. Rossini, vor allem durch seine Opern bekannt, hat seine Begeisterung für das Violoncell auch in der Ouvertüre zu seiner Oper Wilhelm Tell gezeigt. «Une larme» Thema und Variation in a-moll wurde in der Spätzeit des Komponisten gedruckt und vor allem für private Aufführungen bestimmt. Diese Werke sammelte Rossini unter dem für ihn typischen Titel «Péchés de la vieillesse». Die Variationen über «une larme» verlangen dem Cellisten eine stupende Virtuosität ab, mit vielen Doppelgriffen und Springbogen Passagen. Als Zugabe erklang ein feines, von einer Freundin des Cellisten, Joanna Bruzdowics komponiertes Kleinod.
Susanna Braun – mit Schwyzer Wurzeln – und Mateusz Kaminski bezauberten an diesem Spätnachmittag die Gäste mit einem Konzert, in welchem alle Facetten des dynamischen Spieles den schönen Saal im Seehotel Waldstätterhofes füllten.